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Modernisierungsagenda

Kabinett vertagt erneut Entscheidung zu Work-and-Stay-Agentur

Kritik auch aus der Pflegebranche wächst

Die Entscheidung über den Aufbau einer zentralen Work-and-Stay-Agentur für Fachkräfteeinwanderung wurde erneut verschoben. Eigentlich sollte das Bundeskabinett am 22. Oktober 2025 über das Projekt entscheiden – nun ist der Beschluss auf den 5. November vertagt. Grund sind offenbar Differenzen innerhalb der schwarz-roten Bundesregierung über die künftige Struktur und Zuständigkeit der geplanten Agentur.

Uneinigkeit über Zentralisierung und Zuständigkeiten

Das Arbeitsministerium, das Innenministerium und das Auswärtige Amt arbeiten derzeit gemeinsam an den Eckpunkten der neuen Agentur. Streitpunkt ist vor allem, wie stark die bisherigen Verfahren zentralisiert werden sollen. Derzeit sind rund 550 Ausländerbehörden, etwa 200 Visastellen im Ausland, das Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten sowie die Bundesagentur für Arbeit beteiligt – eine komplexe Struktur, die Fachleute schon lange als Hemmnis sehen.

Die Eckpunkte konnten bereits zur ersten gemeinsamen Kabinettsklausur Anfang Oktober nicht abgestimmt werden, was die Umsetzung weiter verzögert. Kritiker befürchten, dass sich die politische Uneinigkeit direkt auf die Geschwindigkeit der Fachkräfteeinwanderung auswirken wird.

Pflegeverbände kritisieren Stillstand

Aus der Pflegebranche kommt scharfe Kritik. Thomas Knieling, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB), warnt vor einem Symbolprojekt: „Die Einwanderung von Pflegefachkräften muss deutlich erleichtert werden. Die Anerkennung von Qualifikationen sollte zentralisiert und digitalisiert werden. Ob eine bloße Agentur dafür ausreicht, bleibt fraglich.“

Knieling fordert eine konsequente Vereinfachung der Verfahren: „Von der Terminvergabe in den Botschaften bis zur Anerkennung hier in Deutschland – der gesamte Prozess muss effizienter werden. Pflegeeinrichtungen leisten bereits enorme Anstrengungen, um Fachkräfte zu integrieren, und tragen hohe Anwerbekosten. Sie haben ein Recht darauf, dass die Politik endlich handelt.“

Auch Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege (AGVP), sieht die Pläne skeptisch: „Eine Behörde, die anderen Behörden Empfehlungen gibt und Prüfaufträge übernimmt, wird die Verfahren nicht beschleunigen. Die geplante Agentur ist gut gemeint, entfaltet aber nicht ihr Potenzial.“

Forderung nach echter Digitalisierung

Beide Verbände betonen, dass eine nachhaltige Verbesserung nur durch Digitalisierung und Vernetzung der beteiligten Behörden möglich ist. Der AGVP fordert daher eine zentrale digitale Plattform nach dem Once-Only-Prinzip – Einwanderungswillige sollen ihre Daten nur einmal angeben, den Rest müssten die Behörden digital austauschen.

Die Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit: Bereits jede dritte Pflegekraft in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Seit 2022 wächst die Beschäftigung in der Pflege ausschließlich durch Fachkräfte aus dem Ausland. „Deutschland verlässt sich zu sehr auf seine vermeintliche Attraktivität“, warnt Halletz. „Pflegepersonal entscheidet sich zunehmend für Länder mit einfacheren und schnelleren Verfahren.“

Ausblick: Entscheidung im November

Das Kabinett will nun am 5. November 2025 über die Work-and-Stay-Agentur entscheiden. Ob die Einigung gelingt, bleibt offen. Klar ist: Die Erwartungen aus Wirtschaft und Pflegebranche sind hoch – und die Zeit drängt. Ohne klare Zuständigkeiten und moderne digitale Prozesse droht Deutschland im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte weiter an Boden zu verlieren.

Kommentar

 „Die Diskussion um die geplante Work and Stay Agentur zeigt, wie komplex und vielschichtig Fachkräfteeinwanderung tatsächlich ist. Gleichzeitig wird wieder einmal deutlich, wie sehr die Sicherung der digitalen Grundlage dieses Prozesses unterschätzt wird.

Die eigentliche Frage ist also nicht nur, wann und wie die Work-and-Stay-Agentur kommt. Die zentrale Frage lautet: Wer übernimmt denn nun eigentlich die umsetzende Verantwortung für die digitale Basis?

Christian Wisniewski von Arbeitskraefte.de

Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich habe jahrelang u. a. mit fachkraefteeinwanderungsgesetz.de oder blaue-karte-eu.de meine gesellschaftliche Verantwortung nicht-kommerziell erfüllt und damit wichtige Bereiche gesichert. Bei der Work-and-Stay-Agentur werde ich diese staatlichen Aufgaben auf Dauer nicht erneut unbezahlt übernehmen. Jetzt, nicht irgendwann, sind die Institutionen oder interessierte Macher aus der Wirtschaft gefragt.“ – Christian Wisniewski von Arbeitskraefte.de

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